Testbericht von Ford E-Transit Kastenwagen
Konzept & Fahrzeugvarianten
Mit dem Ford E-Transit gibt es nun den größten Transporter des US-amerikanischen Autobauers auch als Elektrofahrzeug. Die Transporter für den europäischen Markt werden in der Türkei hergestellt und sind in den drei Varianten Kastenwagen, Doppelkabine und Fahrgestell/ Pritschenwagen erhältlich. Ebenso steht das Fahrzeug mit 3,5 t, 3,9 t oder 4,25 t zulässigem Gesamtgewicht zur Wahl. Der Ford E-Transit bietet Platz für zwei beziehungsweise drei Personen. Mit der Elektroversion kommt zusätzlich auch ein komplett neues Ökosystem mit dem Namen Ford Pro auf den Markt. Ford Pro widmet sich laut Hersteller der Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen für gewerbliche Kunden aller Größen, um Produktivität, Wachstum und Nachhaltigkeit zu steigern. Unter Ford Pro bietet der US-amerikanische Autobauer zusätzlich zu den Transportern einen One-Stop-Shop für Charging, Software, Finanzierung und Service an. Die Kunden können demnach Produkte und Dienstleistungen nach ihrem Bedarf kombinieren.
Laderaum & Flexibilität
Der Ford E-Transit ist in drei verschiedene Radstand-Varianten (L2: mittlerer Radstand, L3: langer Radstand, L4: langer Radstand mit verlängertem Rahmen) und drei unterschiedlichen Höhen (H1: Flachdach, H2: mittelhohes Dach, H3: hohes Dach) verfügbar. Die Kastenwagen-Modelle können bis zu 1.616 Kilogramm Nutzlast transportieren und die als Fahrgestelle ausgelieferten Versionen bieten mit 1.967 kg Zuladung genug Spielraum für einen individuellen Aufbau. Die Kastenwagen-Version des Fahrzeugs bietet mit einem Laderaumvolumen von minimal 9,5 bis zu maximal 15,1 Kubikmeter eine Menge Platz sowie vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Ford bietet eine große Auswahl an möglichen Konfigurationen und so können Kundinnen und Kunden zwischen 25 Konfigurationen wählen. Neben Kastenwagen, Pritsche und Pritsche mit Plane bietet Ford serienmäßig jedoch keine große Auswahl an Aufbau-Versionen an. Für einen Sonderaufbau wie beispielsweise einen Kühlkoffer müssen Kundinnen und Kunden zu einem Sonderfahrzeugbauer. Der Ford E-Transit ist natürlich auch für den Anhängerbetrieb geeignet. Die Anhängelast bei der 3,5 Tonnen-Version liegt beispielsweise bei 750 Kilo.
Antrieb & Aufladung
Der Heckantrieb des Fahrzeugs ist in zwei Motorversionen in den Leistungsstufen 135 kW (184 PS) und 198 kW, also umgerechnet ungefähr 269 PS erhältlich. Das robuste, unabhängige Hinterrad-Antriebssystem des E-Transit wurde speziell entwickelt, um die Traktion zu verbessern und eine ruhigere Fahrt bei voller Beladung zu ermöglichen. Das Drehmoment liegt bei maximal 430 Nm. Der 77 kwh Energiespeicher des E-Transit verfügt über eine nutzbare Kapazität von 68 kWh aus seinem 400-V-Lithium-Ionen-Akku. Ist der Akku voll aufgeladen, schafft das Fahrzeug 317 Kilometer (WLTP). Der E-Transit bietet sowohl die Möglichkeit zum Wechselstrom- als auch zum Gleichstrom-Laden. Der Ford ist sowohl für klassische AC-Ladung an Typ2-Wallboxen gedacht als auch für eine Schnellladung per DC mit bis zu 115 kW. Mit der Schnellladefunktion lässt sich die Batterie innerhalb von 34 Minuten von 15 auf 80 Prozent Kapazität aufladen. Dies eignet sich gerade für die Mittagspause. Der Ladeanschluss des E-Transit befindet sich vorne unter dem Hersteller-Logo.
Komfort & Ausstattung
Der Ford E-Transit kommt mit vielfältigen Ausstattungsoptionen. Standardmäßig verbaut sind eine elektrische Parkbremse, Keyless Entry und Start, Bremsassistent mit Fußgängererkennung, Front- und Heckparksensoren, eine Klimaautomatik sowie Frontscheiben und Sitzheizung. Das Fahrzeug bietet zudem ein Infotainmentsystem plus Ford-Sync 4 mit Spracherkennung sowie Navigation, Klimaautomatik und 12-Zoll Touchscreen-Display. Zudem kann der E-Transit auf Wunsch mit diversen Fahrassistenten wie intelligente adaptive Fahrkontrolle, Verkehrszeichenerkennung, intelligenter Geschwindigkeitsassistent oder einem 360-Grad-Kamerasystem bestellt werden. Leider hat das Fahrzeug jedoch keinen Stop-and-Go-Assistenten und so muss der Tempomat jedesmal aufs Neue eingestellt werden. Mit dem Flottenmanagementsystem Ford Pro E-Telematics haben Flottenmanager stets den vollen Überblick über ihre Fahrzeuge auf der Straße. Für die unabhängige Stromversorgung am Einsatzort kommt der Ford E-Transit mit externer Steckdose. Diese liefert 2,4 kW Strom für Werkzeuge, elektronische Geräte und eliminiert so den Bedarf für einen Generator.
Bedienung und Fahrbetrieb
Der Heckmotor des E-Transit sorgt bei voller Beladung für optimalen Fahrkomfort. Mit den 130 km/h Höchstgeschwindigkeit sind Überholmanöver auf der Autobahn kein Problem für den Elektrotransporter. Die externe Steckdose für Werkzeug und Ähnliches kann am Einsatzort sinnvoll und zeitsparend genutzt werden. Der leistungsstarke Motor des E-Transit beschleunigt das Fahrzeug zuverlässig. Der schwere Akku an der Unterseite des Fahrzeugs sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt und verhindert so Traktionsprobleme. Zur Rekuperation des Fahrzeugs lässt sich sagen, dass diese ordentlich zum Energiesparen genutzt werden kann, Fahrer und Fahrerinnen aber dennoch auch mit der Bremse arbeiten müssen. Vergisst man dies mal, erinnert einen das Fahrzeug über einen Warnton. Das Nutzen beider Pedale sei laut Ford auch eine bessere Fahrstrategie als das Ein-Pedal-Fahren. Das Herzstück des Armaturenbretts nimmt ein großes Touchscreen-Display ein. Hier lassen sich alle Fahrzeugdaten überwachen und steuern. Der Fahrmodi-Schalter befindet sich knapp darunter. Ansonsten ist das Cockpit simpel und schlicht gehalten.
Umwelt
Der Hersteller macht keine genauen Angaben zum Verbrauch des E-Transit. Auf manchen Websites finden sich Angaben von 19,2 kWh pro 100 Kilometer (WLTP), andere kommen wiederum in der Praxis auf Werte zwischen 24,2 und 27,8 kWh/100 km je nach Einsatzart (für die L2H2-Version). Bei angenommenen 30 Cent pro Kilowattstunde kosten dann 100 km Fahrstrecke 7,26 - 8,34 €. Über ein zusätzliches Solarmodul für das Dach des Fahrzeugs gibt es keine Angaben. Hier müssen Interessierte wahrscheinlich ebenso zu einem Sonderfahrzeugbauer.
Preise & Garantie
Ford bietet eine Garantie von 8 Jahren oder 100.000 Meilen (knapp 160.000 km) an, je nachdem was früher Eintritt. Der günstigste E-Transit startet bei 53.145 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Damit ist der Ford ähnlich teuer wie die Konkurrenzmodelle von Mercedes oder Volkswagen.
Fazit
Mit dem E-Transit ist nun ein weiteres attraktives elektrisches Nutzfahrzeug auf dem Markt. Der Ford punktet mit seiner Schnellladefunktion und seinem geräumigen Laderaum. Der US-amerikanische Autobauer legte den Fokus in der Konzeption des Fahrzeugs vor allem auf Handwerker und Kurzstrecken-Lieferdienste. Das Fahrzeug bietet aber auch Einsatzpotential für beispielsweise Baufirmen oder Kommunen. Die Ausstattungsoptionen für das Fahrzeug sind vielfältig und vor allem die Serienausstattung überzeugt. Dennoch hat der E-Transit mit mehr als 53.000 Euro einen relativ hohen Preis.